Zahnärztinnen aus Osnabrück und Umgebung trafen sich am 8. Februar 2019 im Büro von Supermarkt-Chefin Mechthild Möllenkamp direkt über dem EDEKA-Center Möllenkamp in Osnabrück-Sutthausen statt. Mitarbeiterführung, Markenbildung, Konkurrenzdruck und Verbraucherverhalten waren einige der Punkte, die im Vortrag der Präsidentin des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen zur Sprache kamen. Eingeladen hatten Dr. Karin Uphoff (ladiesdentaltalk), Elvira Sinnott (Dentaltechnik Sinnott) und die PVS dental.
„Ich bin schon blau-gelb geboren“, leitete Möllenkamp ihre Vorstellung beim ladies dental talk ein. Sie meinte damit die allbekannten Logofarben der EDEKA-Supermärkte. Fünf an der Zahl nennt die Osnabrücker Unternehmerin mittlerweile ihr Eigen.
Ihre Großmutter hatte 1936 in ihrem eigenen Wohnzimmer einen kleinen Tante-Emma-Laden eröffnet. Ihre Eltern bauten das Lebensmittelgeschäft aus und betrieben schließlich zwei EDEKA-Märkte in Osnabrück-Sutthausen, als Tochter Mechthild Möllenkamp 1999 die Geschäftsführung übernahm. Gleich im ersten Jahr ihrer Selbständigkeit kam durch die Übernahme der Allfrisch-Märkte durch EDEKA ein weiterer Supermarkt dazu. „An diesem Markt habe ich am meisten gelernt“, berichtete Möllenkamp rückblickend. Die Filiale an der Schützenstraße steckte nämlich tief in den roten Zahlen, und das bei überbordenden Personalkosten. Doch Möllenkamp hielt dem Druck von Bank und Gewerkschaft stand und führte den Markt in die Rentabilität.
Zehn Jahre später, 2009, ergriff Möllenkamp die Chance, einen Supermarkt an der Iburger Straße zu übernehmen und unter dem Dach der EDEKA weiterzuführen. 2012 kam das Haupthaus EDEKA-Center Möllenkamp am Wulfter Turm hinzu. Ihre größte Herausforderung habe darin bestanden, das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen: „Damals gab es einen Code, der per Lautsprecher verbreitet wurde, sobald ich ins Haus kam.“ Mithilfe von Coaching und vielen Gesprächsanageboten habe sie es aber geschafft, ein harmonisches Betriebsklima zu schaffen.
Gesundheitsförderung durch Fitnessangebote und Ernährungsberatung seien aktuell wichtige Themen, so Möllenkamp, natürlich auch um die Krankentage im Unternehmen zu reduzieren. Daran anknüpfend berichtete eine Zahnärztin, dass regelmäßig einmal in der Woche ein Fitnesstrainer zu ihr in die Praxis komme, der mit dem ganzen Team Sport mache. „Das unschlagbare Argument dafür ist, dass man sich nicht mehr aufraffen muss, irgendwo in ein Studio zu fahren, sondern dass man direkt nach der Arbeit vor Ort trainieren kann.“
Nah am Team
Mitarbeiterführung und -gewinnung waren weitere Themen, über die sich Möllenkamp und die teilnehmenden Zahnärztinnen austauschten. Supermarkt-Chefin Möllenkamp betonte, dass ihr ein persönliches Verhältnis zu allen ihren 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wichtig sei. Jeden Vormittag besuche sie alle fünf Märkte, um zu erfahren, wo es Probleme und Missstimmungen gibt. Auch bei persönlichen Notlagen helfe sie oftmals weiter.
Um Mitarbeiter/innen zu gewinnen, arbeite sie intensiv mit dem Jobcenter zusammen. „Bei mir haben auch ‚schwierige Fälle’ eine Chance“, erklärte sie. Viele ihrer Auszubildenden haben beispielsweise keinen Schulabschluss. Mitarbeiterführung erfordere viel Fingerspitzengefühl, so Möllenkamp. „Jeden Menschen in der Situation abzuholen, in der er ist, darin besteht die Kunst, die in Zukunft erfolgreiche Unternehmen auszeichnen wird.“ Familienfreundliche Arbeitszeiten, Fortbildungen, Teilzeit-Angebote für Mitarbeitende im Rentenalter und vieles mehr seien Möglichkeiten, um Personal zu binden und zu halten.
Der anschließende Rundgang durch den EDEKA-Supermarkt führte die Unternehmerinnen-Gruppe auch in die Lager-, Kühl- und Leergut-Räume, die sonst nur den Angestellten vorbehalten sind. Dabei berichtete Möllenkamp von den Besonderheiten des Haupthauses und brachte die Teilnehmerinnen auch mit einigen Mitarbeiterinnen ins Gespräch.
Zukunftsthema Digitalisierung
„Mit dem Online-Geschäft verdienen wir kein Geld“, bekannte Möllenkamp auf Nachfrage. Seit einiger Zeit könne man bei ihren Märkten auch online bestellen. Doch die zusätzlichen Liefergebühren stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand. „Pro Einkauf ist eine Mitarbeiterin im Durchschnitt eine Viertelstunde beschäftigt“, rechnete sie vor. Hinzu kommen die Kosten für den Fahrer und den Lieferwagen. Dennoch verschließe sie sich dieser Entwicklung nicht: „Ich möchte Amazon nicht das Feld überlassen.“
Nach dem gemeinsamen Essen im Restaurant „Wilde Triebe“ gab Mechthild Möllenkamp einen Ausblick auf den Supermarkt der Zukunft. Elektronische Preisschilder, Selbstscanner-Kassen und Einkaufswagen mit individuell angepassten, digitalen Werbeangeboten und Handscannern werden ihrer Ansicht nach kommen. „Personalkosten können wir durch die Selbstscanner-Kassen nicht einsparen, da ja auch immer jemand dort stehen muss, der die Einkäufe kontrolliert“, so Möllenkamp. Dennoch verlange der Kunde heute nach dieser Technik, „weil es so vermeintlich schneller geht“.
Ein Nachbericht von
Regine Hoffmeister
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