Mit Reflexion und klaren Ansagen zum Ziel – Visionen leben

Angestellt sein oder selbstständig, in einer Gemeinschaftspraxis oder lieber allein mit einem kleinen Team: Die Möglichkeiten für Zahnärztinnen sind vielfältig. Warum also zögern, seine Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen?  „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“ lautete daher auch das Thema des 14. ladies dental talk Oldenburg, der in einem besonderen Ambiente stattfand: Christine Nickel als Talkgast und Geschäftsführerin des Audi Zentrums Oldenburg begrüßte die Teilnehmerinnen standesgemäß in „ihrem“ Autohaus, wo es sich hervorragend über praxisnahe Themen wie auch über klimafreundliche Autos fachsimpeln ließ.

Und wie führen Sie?

Einige der Teilnehmerinnen des ladies dental talk sind bereits seit vielen Jahren mit einer eigenen Praxis unterwegs, andere machen gerade ihre ersten Erfahrungen. „Gab es in euren ersten Jahren irgendwann so ein Aha-Erlebnis?“, wollte Dr. Karin Uphoff in der Vorstellungsrunde in Bezug auf die Mitarbeiterführung wissen. Dass allein die Voraussetzungen und die Möglichkeiten hier ganz unterschiedlich sind, wurde schnell klar. Viele mussten sich erstmal in der Rolle der Chefin zurechtfinden. „Das war anfangs gar nicht so leicht, auf einmal in einer Führungsposition zu sein.“ Waren sie zuvor von einem eher autoritären Stil geprägt worden, so schwenkten einige gerne ins Gegenteil. Überhaupt waren sich alle einig: Frauen und Männer führen unterschiedlich. „Schwierig war es bei uns, als ich in die Praxis von meinem Vater eingestiegen bin. Ich wurde zunächst immer noch als das Kind wahrgenommen und musste mich erst einmal behaupten. Auch gab es manchmal unterschiedliche Auffassungen, gerade mit Blick auf das Team“, so ein Erfahrungsbericht. Insbesondere Frauen scheint es ein Bedürfnis zu sein, ein harmonisches Miteinander in der Praxis zu schaffen und dabei auch ein offenes Ohr für die Belange der einzelnen Mitarbeiter zu haben. „Ich möchte, dass sich alle bei mir wohlfühlen. Da muss ich auch immer wieder sehen, wie ich Anreize dafür schaffen kann“, so eine Stimme. Ebenso kommt der Förderung ein hoher Stellenwert zu, abhängig von den Fähigkeiten des Einzelnen. Auch die Frage nach dem „Du“ oder dem „Sie“ stellt sich da zwangsläufig – und wird ebenfalls von jeder Praxischefin anders gelöst. Während die eine es gerne etwas familiärer hat und ein Du für sie quasi selbstverständlich ist, möchte sich die andere lieber abgrenzen, auch um bei eventuellen Konflikten die Distanz gewahrt zu wissen. Und eine Teilnehmerin fügt hinzu: „Man muss in einigen Fällen auch mal vollstrecken können. Da ist ein Sie auf alle Fälle leichter.“

Teamwork mit Charakter

„Es gibt unterschiedliche Wege, Führung zu gestalten“, weiß auch Laborpartnerin Claudia Wassermann, die vor einigen Jahren zusammen mit ihrem Mann und ihrem Schwager die Leitung des Dentallabors von den Schwiegereltern übernommen hat. Ein Ansatz bei ihnen sei beispielsweise die Typenlehre nach dem 4-Farben-Modell gewesen. „Es war schon interessant zu verstehen, wer welche ‚Farbe‘, also welche Verhaltenspräferenz hat. Bei der Umsetzung im Alltag hat sich das bei uns nicht durchgängig bewährt.“ Gute Erfahrung haben sie mit einfachen „Regeln“ gemacht, die auf wertschätzender Kommunikation basieren. So sei es sehr hilfreich, z. B. im Feedback-Gespräch den Menschen von der Sache zu trennen nach dem Motto ‚Hart in der Sache, weich zum Menschen‘. „Und wir erleben, dass grundsätzliches Wohlwollen dem anderen gegenüber auch schwierige Gespräche viel einfacher macht und wir schneller zu guten Lösungen finden“, so Claudia Wassermann.

Bloß nicht aufgeben

Dass man mit Zielstrebigkeit zum Ziel gelangen kann, ist wohl den meisten bekannt. Wie sehr sich allerdings Hartnäckigkeit bezahlt macht, das hat Christine Nickel selbst erfahren – und es hat sie weit gebracht. Dabei wollte die gebürtige Bramscherin nach ihrem Abi zunächst unbedingt in den Schuldienst gehen: „Menschen waren mir schon damals wichtig und auch der Wunsch, Verantwortung zu übernehmen.“ Dennoch stellte sie schon bald fest, dass sie sich hier nicht wie erhofft einbringen konnte. Weiter ging es mit einem dualen Studium und danach mit einer ersten Bewerbung in einem Autohaus. Schon immer nämlich hatte sich Christine Nickel für Autos interessiert, nun war eine entsprechende Stelle frei. Kurz entschlossen ging sie zum zuständigen Ansprechpartner, der jedoch keine Zeit für sie hatte. „Also habe ich mich drei Stunden vor sein Büro gesetzt. Das hat ihn beeindruckt und er hat mich schließlich doch zum Gespräch gebeten. Die Chemie stimmte und ich habe den Job bekommen“, erinnert sie sich an ihre erste Zeit in einem Autohaus in Padberg und an den Mann, der auch ihr Mentor wurde. 1997 ging es dann bei Audi weiter. „Führungsverantwortung und Selbstständigkeit waren schon früh ein Traum von mir, allerdings fehlten mir dafür die Vorbilder.“ Dennoch blieb die Vision, irgendwann einmal auf dem Chefsessel Platz zu nehmen. Als das Angebot aus Oldenburg kam, war für sie klar: Ich mache es nur als Geschäftsführerin. Diesen Wunsch äußerte sie deutlich und so saß sie kurze Zeit später, mit erst 34 Jahren, bereits auf dem Stuhl, den sie eigentlich schon immer haben wollte – und wurde dafür sogar mit dem Award Quereinsteigerin ausgezeichnet. Hier galt es und gilt es immer wieder, sich in einer reinen Männerwelt zu behaupten. „Bei uns ist übrigens das Siezen üblich, da sind wir noch sehr altmodisch unterwegs.“

Sich immer wieder reflektieren

Ihren Führungsstil in dem Unternehmensstandort mit seinen derzeit 70 Mitarbeitern musste sie zunächst etablieren: mit klaren Ansagen, Authentizität und auch der Stärke, Spielregeln von allen zum Wohle des gesamten Teams einzufordern – auch wenn dies manchmal wehtut. „Ich brauche diese Klarheit auch immer für mich selbst, das eigene Handeln zu reflektieren ist daher immer sehr wichtig.“ Wie wichtig das gesamte Team ist, hat sie auch bei anliegenden Veränderungen festgestellt. Um beispielsweise einer steigenden Nachfrage in der Werkstatt gerecht zu werden, wurde ein spezieller Schichtdienst eingeführt – eine Lösung, die von den Mitarbeitern selbst zur Sprache gebracht wurde. „Ich brauche eine Mannschaft, die mitzieht. Fachkompetenz setze ich voraus, aber obwohl wir alle verschiedene Menschentypen sind, sollten wir auf einer Wellenlänge sein. Das erleichtert sehr die Zusammenarbeit und das Erreichen von Zielen.“ Selbstverständlich hat auch Christine Nickel sich mit dem 4-Farben-Modell befasst. „Als Geschäftsführerin eines Autohauses ist meine Charakterfarbe eindeutig Rot“, gibt sie schmunzelnd zu.

Der Abend wurde begleitet von Expertinnen aus den Bereichen Abrechnung (Claudia Germer-Claus, PVS dental),  Zahntechnik (Claudia Wassermann, Wassermann Zahntechnik), Online-Fortbildungen (Martina Stuppy, E-WISE), Steuern (Dr. Carina Beermann, Beermann, Gerdes & Gilbers Steuerberatung) und Text (Melanie Jülisch, Redaktionsbüro).

Der nächste ladies dental talk Oldenburg findet statt am 24. April 2020 zur Frage "Was macht mich, was meine Praxis stark?".

 

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