Wege in die Selbstständigkeit und Qualität im Handwerk

Was hat eine Möbelpolsterei mit einer Zahnarztpraxis gemeinsam? Auf den ersten Blick erst einmal wenig. In der Polsterei geht es um schöne Stoffe und bequeme Sitze, in der Zahnarztpraxis um gesunde Zähne und gutsitzende Prothesen. Auf den zweiten Blick gibt es eine Menge Parallelen – so zum Beispiel oft unpräzise – oder zu präzise aber unrealistische - Vorstellungen von Kunden bzw. Patienten. Zu dieser Überzeugung kamen Zahnärztinnen beim ladiesdentaltalk in der Werkstatt von Raumaustattermeisterin Susan Jäger.

Rund 20 Zahnärztinnen und Kooperationspartnerinnen aus Abrechnung (PVS dental), Finanzierung (apoBank), Steuern (Kruse-Lippert Steuerberatung), eLearning (E-WISE) und PR (igtextservice) waren der Einladung von Dr. Karin Uphoff (ladies dental talk) und Labor-Partnerin Dagmar Günther (Paul Hirschring Dental-Labor) in die Werkstatt der Möbelpolsterei Susan Jäger gefolgt. Sie erlebten einen Informativen wie inspirierenden Abend.

Schon das Entrée war besonders. Aufbereitete Cocktailsessel, moderne Ledersofas und echte Stuhlraritäten boten ungewöhnliche und farbenfrohe Sitz-Erlebnisse in der zur Möbelpolsterei und Autosattlerei umgebauten früheren Mühle. Bei einem Glas Sekt begrüßte Karin Uphoff die Teilnehmerinnen und fragte gleich zu Beginn: „Selbstständigkeit – warum habt IHR sie gewählt?“

Einige der Zahnärztinnen hatten familiäre Vorbilder für die eigene Praxiseröffnung, andere wagten erst später den Sprung in die Selbstständigkeit oder waren als Quereinsteigerinnen in den Beruf gekommen. Einige der heutigen Chefinnen mit eigener Praxis gingen zunächst den Weg über die Gemeinschaftspraxis. Andere arbeiten auch heute noch aus Überzeugung in einer zahnärztlichen Gemeinschaft. „Frauen gründen später und nach gründlicherer Vorbereitung“ bestätigte Sabrina Lappe von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, die Gründer/innen und Niedergelassene berät.

Zum Dinner ging es dann in die geräumige Werkstatt des Handwerkbetriebes. Zwischen edlen Stoffen, großen Nähmaschinen und einigen außergewöhnlichen Möbelstücken stärkten sich die Teilnehmerinnen des Netzwerkes am optisch wie kulinarisch überzeugenden Buffet. Ein echter Hingucker und beliebtes Fotomotiv war dabei die umfangreiche und vielfarbige Garnrollensammlung der Polsterei.

Beim anschließenden Rundgang unter fachkundiger Führung von Besitzerin Susan Jäger erfuhren die Anwesenden manch erstaunliches Detail aus dem Werkstatt-Alltag. Dabei wurden auch immer wieder Parallelen zwischen den Handwerken deutlich. „Viele unserer Kundinnen und Kunden möchten gleich zu Beginn eine präzise Einschätzung darüber bekommen, was an Kosten auf sie zukommt“, erläuterte Susann Jäger, das sei aber gerade bei besonderen Einzelstücken mit langer Geschichte schwer einzuschätzen. „Wir wissen oft erst, wieviel Arbeit uns bevorsteht, wenn wir das Innenleben des Polsters sehen.“ – „Das geht uns genauso“, bestätigten, leicht augenzwinkernd, die Zahnärztinnen.

Auch hinsichtlich der oft sehr unpräzisen Vorstellungen ihrer Kunden wurden Ähnlichkeiten festgestellt: „Ich möchte die Zähne weiß haben“ sei eine häufig geäußerte Bitte in der zahnärztlichen Praxis. Die Patienten ließen sich nur ungerne darüber beraten, dass es sehr große Unterschiede bei den Weißtönen gäbe – und erschreckten dann, wenn sie feststellen, dass der gewählte Ton nicht zu Haut- und Haarfarbe passt. In der Möbelpolsterei, die auch Raumdekorationen anbietet, habe sie auch oft mit den unpräzisen – oder mit zu präzisen, aber unrealistischen Vorstellungen – ihrer Kundschaft zu tun, bestätigte Gastgeberin Susan Jäger.

Einige Hinweise zu einer gelungenen Raumgestaltung gab die Handwerksmeisterin ihren Gästen auch noch mit: „Zu viele glatte Möbel und Wände in Gebäuden führen dazu, dass die Raum-Akustik schlecht ist und es sehr stark hallt“, erklärte Jäger. Ihr praktischer Tipp: “Textile Wandbespannungen können den Schall dämpfen!“

In der Abschlussrunde wurde beim Thema Berufsnachwuchs beziehungsweise Praxispersonal eine weitere Parallele deutlich. Sowohl in der Zahnarztpraxis und im Zahntechniklabor als auch im Handwerksbetrieb gebe es einen Mangel an qualifizierten Bewerberinnen, das war fast einhellige Meinung. Besonders die Motivation und Zuverlässigkeit vieler Auszubildenden ließen zu wünschen übrig. „Wir stellen schon vorsichtshalber immer mehrere Azubis ein, auch wenn wir nur eine brauchen – es springen in den ersten Wochen immer einige ab“ berichtete die Chefin einer Kinderzahnarztpraxis und ernte zustimmendes Nicken in der Runde.

Der ladiesdentaltalk: „super entspannt und inspirierend“ und wieder einmal ein gelungener Abend, darin waren sich die Anwesenden einig, und dankten für die kurzweilige Firmenpräsentation von Susan Jäger und die anregende Moderation durch Dr. Karin Uphoff.

 

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